Was der Olympische Medaillenspiegel über die deutsche Start-up-Szene verrät
- mail8992
- 13. Aug. 2024
- 3 Min. Lesezeit

Die Olympischen Spiele sind seit Sonntag offiziell beendet, und wie zu erwarten war, entzündet sich bereits eine politische Debatte über die Stärke Deutschlands, gemessen am aktuellen Medaillenspiegel. Die Diskussionen darüber, warum Deutschland im internationalen Vergleich an Boden verloren hat, sind nicht neu, doch sie haben bei mir einen Gedankenanstoß ausgelöst. Ein Déjà-vu, könnte man sagen: Die Herausforderungen, denen Deutschland im sportlichen Wettkampf begegnet, spiegeln sich auch in der Start-up- Szene wider.
Die Olympischen Spiele sind seit jeher ein Symbol für internationale Wettbewerbsfähigkeit, Disziplin und den unermüdlichen Drang nach Exzellenz. Jedes Mal, wenn die besten Athleten der Welt gegeneinander antreten, wird nicht nur ihr individuelles Können, sondern auch die Stärke der Nationen, die sie repräsentieren, auf die Probe gestellt. In den letzten Jahren hat Deutschland, eine Nation mit einer langen und stolzen sportlichen Tradition, in den Medaillenrängen an Boden verloren. Dieser Rückgang in der sportlichen Leistung wirft Fragen auf, die über das Spielfeld hinausgehen. Kann die Herausforderung, mit der Deutschland im Sport konfrontiert ist, auch als Metapher für die Start-up-Szene des Landes dienen?
Diese Frage beschäftigt mich immer wieder, nicht zuletzt, weil ich die Verantwortung für das Pioneer Lab und die Start-up Beteiligungsgesellschaft PIONEER VENTURES trage, eine Company, die darauf abzielt, Innovations- und Gründergeist in Deutschland zu fördern. In diesem Zusammenhang haben wir unsere Aktivitäten in zwei Felder unterteilt: Breitenförderung und Spitzenförderung. Analog könnte man dies auch als Breiten- und Spitzensport bezeichnen. Dabei stelle ich mir zunehmend die Frage, ob wir nicht zu sehr den Spitzensport – oder in diesem Fall die Spitzenförderung – in den Fokus rücken und dabei den breiten Unterbau vernachlässigen.
Die These, die ich in den Raum stellen möchte, ist, dass unsere Förderung oft zu spät ansetzt. Wir konzentrieren uns auf diejenigen, die bereits fast an der Spitze stehen, anstatt früher anzufangen, Talente zu entdecken und zu motivieren. Wir müssen den Leistungsgedanken frühzeitig vermitteln und zeigen, dass sowohl der Sport als auch das Gründen von Start-ups echte Karrierechancen bieten. Innovation und Sport können Mittel für gesellschaftlichen Aufstieg sein, doch dieser Gedanke scheint in den letzten Jahren verloren gegangen zu sein.
Wie könnte eine Lösung aussehen?
Die Lösung muss natürlich unterschiedlich für Sport und Gründerwesen bzw. Innovation angegangen werden. Dennoch gibt es eine entscheidende Komponente, die beide Bereiche miteinander verbindet: die Rolle von Bildungseinrichtungen. Es ist bekannt, dass der Nährboden für Gründerinnen und Gründer oft die Hochschulen sind. Tatsächlich haben über 90% aller Gründerinnen und Gründer einen akademischen Hintergrund. Diese Zahl unterstreicht die Bedeutung von Hochschulen als Brutstätten für Innovation und Unternehmertum. Und ich vermute, dass die Situation im Sport ähnlich ist. Auch hier spielen Schulen eine zentrale Rolle.
Daher gilt es, bereits im frühen Alter anzusetzen und für Sport sowie Unternehmertum zu begeistern. Schulen und Hochschulen müssen in den Vordergrund rücken! Wir brauchen gezielte Maßnahmen, die in diesen Bildungseinrichtungen ansetzen. Diese Maßnahmen sollten klar fokussiert und mit den notwendigen finanziellen Mitteln ausgestattet sein. Nur so können wir sicherstellen, dass Deutschland in beiden Bereichen wieder zur Spitze gehört – sei es im Medaillenspiegel oder in der Liste der weltweit erfolgreichsten Start-ups. Aktivitäten wie Innovation-Challenges können dabei helfen, motivierend und unkompliziert seine Innovationskraft auszuprobieren.
Insgesamt zeigt die Analogie zwischen Deutschlands olympischer Leistung und seiner Start- up-Szene, dass beide Bereiche durch ähnliche Herausforderungen geprägt sind. Die Frage bleibt: Ist Deutschland bereit, sich diesen Herausforderungen zu stellen und wieder an die Spitze zu gelangen? Wie bei den Olympischen Spielen erfordert auch der Erfolg in der Start- up-Welt eine langfristige Vision, die richtigen „Trainingsbedingungen“ und die Unterstützung durch starke „Trainer“ und Mentoren. Nur so kann Deutschland wieder zu einem Gewinner auf der globalen Bühne werden – sei es im Sport oder in der Wirtschaft.